Beschlussentwurf:
Der Stadtrat beschließt, die Verwaltung wird aufgefordert für den Ausbau der Clemensstraße (BV/0386/2015) die Idee des „Shared Space“ zu prüfen, die Obere und Untere Straßenverkehrsbehörde zu beteiligen und das Verkehrsministerium des Landes Rheinland Pfalz einzubinden, um zu klären, ob „ Shared Space“ als Pilotprojekt in Koblenz umsetzbar sein könnte.
Begründung:
Die Stadt Koblenz hat gemäß den mit der ADD abgestimmten Planungszielen für die Clemensstraße mehrere Planvarianten erstellt. Die definierten Ziele waren unter anderem:
- Gestalterischer Lückenschluss der neugestalteten Bereiche rund um Zentralplatz und der Neustadt
- Aufwertung der Fußwegebeziehung in Richtung Rhein
- Neuaufteilung des Straßenraumes (unter Berücksichtigung der Verkehrsarten)
- Baumpflanzungen
- Berücksichtigung Laden/Liefern (Haltemöglichkeiten)
- Flächenbereitstellung Fahrradparken
Bei der Clemensstraße handelt es sich zukünftig um eine städtische Geschäftsstraße ohne Hauptverkehrsstraßenfunktion. Die Bedeutung für den ÖPNV als wichtige ÖPNV-Achse ist weiterhin gegeben. Aufgrund der grundsätzlich veränderten Straßenfunktion war es im Zuge des Planungsprozesses möglich, eine Variante zu erarbeiten, die alle o.g. Planungsziele berücksichtigt.
„Shared Space“ (deutsch: etwa „gemeinsam genutzter Raum“ oder „ Begegnungszone“) bezeichnet eine Planungsphilosophie, nach der vom Kfz-Verkehr dominierter öffentlicher Straßenraum lebenswerter, sicherer sowie im Verkehrsfluss verbessert werden soll. Damit erfüllt „Shared Space“ die oben genannten Ziele. Der in Aufstellung befindliche VEP 2030 hat folgende Leitziele, die ebenfalls durch „Shared Space“ umsetzbar wären:
- Stadtverträgliche und nachhaltige Gestaltung und Entwicklung der Mobilität und Verkehre
- gleichberechtigte Verkehrsteilhabe sichern
- Verkehrsverlagerung zu Gunsten des Umweltverbundes
- Sicherung der Erreichbarkeit
- verträgliche Abwicklung des motorisierten Individualverkehrs
- verträgliche Abwicklung des Wirtschaftsverkehrs
- Verkehrssicherheit erhöhen
- Bestandssicherung und Effizienzsteigerung im Verkehrssystem.
„Shared Space“ – Charakteristisch ist dabei die Idee, auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen zu verzichten. Gleichzeitig sollen die Verkehrsteilnehmer vollständig gleichberechtigt werden, wobei die Vorfahrtsregel weiterhin Gültigkeit besitzt.
Im Unterschied zu anderen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen setzt das Konzept nicht auf restriktive Regeln, sondern auf freiwillige Verhaltensänderung aufgrund gegenseitiger Rücksichtnahme. Individuelle, ortstypische Verkehrsraumgestaltungen bringen Fuß-, Rad- und Autoverkehr sowie andere räumliche Funktionen miteinander ins Gleichgewicht. Lebens- und Aufenthaltsqualität werden verbessert, es kommt zur Verbesserung der Mobilitätskultur, was zu mehr Lebensqualität führt.
- mehr Platz für alle, Aufhebung der Autozentrierung im Stadtbild
- einfachere Querung, Aufhebung der Barrierewirkung von Verkehrsflächen
- höhere Qualität des öffentlichen Raumes, positive Einzelhandelsentwicklung
- mehr gegenseitige Anerkennung, mehr Respekt, weniger Aggressivität
- Selbstbewusstsein „schwächerer“ Verkehrsteilnehmer
- geringere Höchstgeschwindigkeit Kfz
- mehr Kommunikation
In der Beschlussvorlage sind die nachhaltig reduzierten Kfz-Verkehrsmengen in der Clemensstraße seit 2003 erwähnt. In allen Konzepten, Plänen der integrierten Stadtentwicklung ist das ein erklärtes Ziel.
Wir sind überzeugt, dass die Umsetzung des „Shared Space“ dieses Ziel unterstützen würde.
Hans-Peter Ackermann