Antrag auf Einführung eines Flächenressourcen-Managements

Im Vorfeld der Fortschreibung des neuen Flächennutzungsplanes der Stadt Koblenz fordern wir das Stadtplanungsamt auf, ein Flächenressourcen-Management aufzubauen um auf der Basis einer Bestandserhebung innerörtliche Entwicklungspotenziale wie Flächenrecycling, Baulückenaktivierung, Nachverdichtung, flächensparendes Bauen und Begrenzung der Versiegelung sowie Entsiegelung zu berücksichtigen.

Begründung:

Die Handlungsfelder sehen wir dabei als integrierte Bestandteile einer nachhaltigen Stadtentwicklung an.

  • Schließen von Baulücken und Mobilisieren von innerörtlichen Baulandpotenzialen (Baulücken, untergenutzte Flächen)
  • Optimieren des Nutzwertes von Flächen
  • Wiedernutzung von Brachflächen und der Umgang mit Altlasten
  • Erhalt und Wiederherstellung der Funktionen von Böden und Freiflächen
  • guter Umgang mit Bodenmaterial bei Baumaßnahmen
  • Minimierung des Versiegelungsgrades
  • Schutz und Entwicklung leistungsfähiger Böden
  • Boden-Wert-Bilanz

Die Erprobung des Kommunalen Flächenressourcen-Managements in vier unterschiedlich strukturieren Modellkommunen zeigte, dass mit vertretbarem Aufwand qualitativ hochwertige Daten für ein Baulücken- und Brachflächenkataster gewonnen werden können.

Die Bestandserhebungen ergaben, dass zwischen 14 und 36 % der Gebäude und Freiflächen in den Modellkommunen innerörtliches Entwicklungspotenzial besitzen. Diese Daten zeigen nicht nur die Qualität der örtlichen Siedlungsplanung, Sie tragen damit in hohem Maße zur Steigerung des Problembewusstseins in den örtlichen Entscheidungsgremien bei.

Für die zukünftige Entwicklung der Stadt wird der Umgang mit Brachflächen eine ganz besondere Bedeutung haben. Brachen und ihre Folgenutzungen können das Bild der Städte und Gemeinden nachteilig, aber auch vorteilhaft bestimmen. Sie wirken sich auf die Lebensqualität der Einwohner aus und beeinflussen die Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes. Die Aufbereitung von Brachflächen für die bauliche Nutzung trägt dazu bei, die Abwanderung von Einwohnern in das städtische Umland zu stoppen und erlaubt die Bereitstellung neuer Gewerbeflächen im Stadtgebiet. Auch die Wiedernutzung von Brachflächen als innerstädtische Freiraumflächen (Grünflächen) leistet einen wesentlichen Beitrag zur Stadtentwicklung. Letztendlich trägt Flächenrecycling wesentlich zu einem nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden bei, da neben der Quantität auch die Qualität des Flächenverbrauchs von Bedeutung ist.

Eine Möglichkeit, die Vorteile der Revitalisierung von Brachflächen darzustellen,
ist das Instrument der Boden-Wert-Bilanz. Das Durchrechnen von konkreten Standorten bezüglich der Wiedernutzung einer Brachfläche oder der Neuausweisung einer Baufläche auf der grünen Wiese kann einen Beschluss zum Flächenmanagement argumentativ mit Zahlen hinterlegen. Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden demographischen Entwicklung und der Frage nach der Bezahlbarkeit von Infrastruktur wird diese Thematik an Bedeutung gewinnen.

Die Zusammenarbeit der elf Projektkommunen beim Thema Flächenmanagement im Forschungsprojekt „komreg“ ist bislang exemplarisch in Südbaden. Ein erheblicher Bauflächenüberschuss bei allen stadtbildenden Nutzungen konnte mit Hilfe des Brachenbestandes und der Leerstandsstatistiken nachgewiesen werden, woraus die Forderung in diesem Leitbild nach gezielter Bauflächenreduzierung entstand. Anstelle einer zufälligen Perforierung des Stadtorganismus durch dauerhaftes Brachfallen und Verwahrlosung bisher genutzter Flächen inmitten des gewachsenen Stadtgefüges soll mit Hilfe gezielter Bauflächenrücknahme auf Brachflächen in den Randbereichen der Stadt, der Wasserläufe und Frischluftbahnen eine Renaturierung brachengefallener Flächen im Flächennutzungsplan gezielt gegen Ausuferungen des Stadtkörpers und zur inneren Strukturierung mit Grünzäsuren eingesetzt werden.

Flächenpost – nachhaltiges Flächenmanagement in der Praxis erscheint im Rahmen des Förderschwerpunkts „Forschung für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme und ein nachhaltiges Flächenmanagement (REFINA)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMB F). www.refina-info.de

Die Informationsbroschüren aus dem Projekt bieten Beispiele, wie Eigentümeransprache lohnt sich – Potenzielle Baulücken aktivieren

Wenn in der Kommune nicht alle Anfragen nach Bauplätzen bedient werden können, ist es z. B. möglich, die  Privateigentümer an einer Umfrage zu beteiligen.

Neben der Archivierung der Baulücken im Bestand besteht parallel auch die Möglichkeit der drohenden Überalterung einiger Stadtteile entgegenwirken, etwa den Eigenheimsiedlungen aus den sechziger Jahren, und jungen Menschen und Familien die dortigen Möglichkeiten aufzuzeigen.

Siehe auch www.komreg.info Forschungsprojekt komreg – Kommunales Flächenmanagement in der Region