Stadtratssitzung vom 27.04.2023
Beschlussentwurf:
Der Stadtrat fordert die Verwaltung auf, sich bei der Landesregierung für die Gründung einer hochschulmedizinischen Ausbildungsstätte in Form eines Campus Koblenz der Universitätsmedizin Mainz einzusetzen.
Begründung:
Der Norden von Rheinland-Pfalz leidet unter einem zunehmenden Mangel an Ärztinnen und Ärzten. Bis 2027 werden laut Kassenärztlicher Vereinigung 2.714 Medizinerinnen und Mediziner aus Altersgründen die Krankenhäuser und Praxen verlassen. Aufgrund des demographischen Wandels wird sich diese Entwicklung noch verstärken, denn gegenwärtig ist die Hälfte der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz älter als 50 Jahre.
Um den Bedarf zu decken, müssten jedes Jahr gut 1.000 Mediziner in RLP ausgebildet werden, um jene zu ersetzen, die ins Ruhestandsalter kommen. Die Universität in Mainz bietet aber lediglich rund 450 Medizinstudienplätze an. Auf 9.166 Einwohner kommt in Rheinland-Pfalz lediglich ein staatlicher Studienplatz. Damit liegt Rheinland-Pfalz bei der Ausbildung der Medizinerinnen und Mediziner weit abgeschlagen auf dem vorletzten Platz aller Bundesländer.
Trotzdem ist das Land derzeit nicht bereit, weitere Medizinstudienplätze einzurichten. Es droht sogar ein Rückgang der Plätze in den klinischen Semestern, die sich an das Physikum – die Abschlussprüfung nach den ersten fünf Semestern – anschließen. Im Jahr 2022 fehlten alleine der Unimedizin in Mainz 155 Plätze für diejenigen, die das Physikum erfolgreich abgeschlossen haben. Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch formuliert es so: “Das Patientenbett – nicht der Hörsaal – ist der Kapazitätsengpass (RZ, 13.01.2023)“.
Eine Lösung für den Norden von RLP könnte die Gründung einer hochschulmedizinischen Ausbildungsstätte in Form eines Campus Koblenz sein. Mit einem weiteren hochschulmedizinischen Standort der Universitätsmedizin Mainz könnte das geforderte Spektrum von Patientenversorgung, Forschung und Lehre abgedeckt sowie mittelfristig die regionale Facharztversorgung sichergestellt werden.
Unter Federführung des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz wurde ein schnell umsetzbares und zukunftsweisendes Konzept erarbeitet, das die Kompetenzen weiterer Kliniken der Region Koblenz mit einbezieht. Nicht zuletzt die Bereitschaft des Bundes, sich über das Bundeswehrkrankenhaus auch massiv finanziell in die Umsetzung des Konzeptes einzubringen, ist eine großartige Chance für Koblenz und für das Land Rheinland-Pfalz. Es muss verhindert werden, dass das Bundeswehrkrankenhaus eine Kooperation mit einer Uniklinik außerhalb von RheinlandPfalz eingeht. Wir fordern daher das Land Rheinland-Pfalz und die Universität Mainz auf, ihre zögerliche Haltung umgehend aufzugeben und diese große Chance zu ergreifen und den Weg hin zu einem Medizincampus in Koblenz aktiv zu unterstützen.