Expertenanhörung im Stadtrat ergibt: Garten Herlet ist ökologisches Kleinod und wichtiger sozialer Raum

Der Garten Herlet ist Lebensraum für eine Vielzahl an seltenen Pflanzenarten. Zugleich ist der Garten in der Koblenzer Altstadt ein wichtiger Treffpunkt für die Anwohner:innen. Dies ergab eine Expert:innenanhörung, die auf Antrag der GRÜNEN Ratsfraktion und der Fraktion von Die LINKE-PARTEI im Koblenzer Stadtrat stattfand.

Prof. Eberhard Fischer, der Botanik an der Universität Koblenz lehrt, hob in der Anhörung auf die Vielzahl wertvoller und schützenswerter Pflanzen im Garten Herlet ab. Neben den beiden seltenen Schwarzpappeln sind dies 52 Gefäßpflanzenarten, 17 Flechten-, sieben Moos- und drei Farnarten. Durch eine Unterbauung des Gartens mit einer Tiefgarage würde der Wasserhaushalt empfindlich gestört. Hinzu kommt, dass durch die geplante teilweise Überdachung des Gartens mit einem gläsernen Steg das Mikroklima im Garten verändert würde. Auch die weitere Nutzung als Lernort für Schüler:innen scheint durch die Bauarbeiten infrage gestellt.

Landschaftsarchitekt Stefan Brückmann betonte dagegen vor allem die soziale Funktion des Gartens als Treffpunkt für die Bewohner:innen der Altstadt. Angesprochen auf die möglichen Gefahren für den Wasserhaushalt durch die Ausschachtungsarbeiten empfahl er die Erstellung eines vertiefenden Gutachtens, da er hierzu kein Fachmann sei. Zum Schutz in der Bauphase und Erhalt des östlichen Teils des Gartens mit den seltenen Schwarzpappeln empfahl er entsprechende Auflagen in der Baugenehmigung.

Dr. Ulrich Kleemann, stv. Fraktionsvorsitzender, sieht die kritische Haltung der GRÜNEN Ratsfraktion gegen den geplanten Hotelneubau mit Tiefgarage durch die Expertenanhörung voll bestätigt: „Durch den Bau einer Tiefgarage unterhalb des Gartens und eines gläsernen Steges darüber würde sich der Charakter des Gartens fundamental ändern. Letztlich hätten wir es dann nicht mehr mit einem Garten, sondern mit einem begrünten Tiefgaragendach zu tun. Es ist fraglich, ob der besonders schützenswerte östliche Teil des Gartens bei den beengten Verhältnissen in der Bauphase durch Auflagen geschützt werden kann. Zudem ist die dauerhafte Versorgung der Schwarzpappeln mit Grundwasser ein großes Problem, da das Einzugsgebiet gravierend verkleinert wird.“

Ute Görgen, Mitglied der GRÜNEN Ratsfraktion und Altstadtbewohnerin, fügt hinzu: „Dass das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an ihrem Garten ungebrochen ist, zeigte zuletzt die hohe Beteiligung im Rahmen der Offenlage des vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Nicht umsonst verwies Stefan Brückmann so auch in seinem Vortrag auf die wichtige soziale Funktion des Gartens. Hier treffen sich die Bewohner:innen der Altstadt regelmäßig und tauschen sich aus, jungen Menschen dient der Garten zudem als Lernort. Dieser wichtige soziale Raum wird während der Bauphase nicht zur Verfügung stehen und danach nicht mehr derselbe sein. Auch aus diesem Grund lehnen wir die derzeitigen Planungen ab.“